Was ist unsere Rolle als dritte Generation von Nazi-Deutschland? Sprechen wir ins unserer Familie darüber, über die Erfahrungen unserer Großeltern, oder ist das vielmehr ein Tabu-Thema? Und wie geht es unseren jüdischen Freunden hier in Kfar Tikva damit, die ebenfalls dritte Generation, allerdings der Opfer sind?

Das sind nur eine der wenigen Fragen die wir deutschen Volontäre uns im Vorhinein des nationalen Holocaust-Gedenktag bei einem Seminar am Vormittag des 09.04 stellten.

Im Holocaust-Gedenkzentrum der nahegelegenen Kleinstadt Kiryat Tiwon waren wir und unsere israelischen Mitfreiwilligen zunächst Gast bei einem Vortrag von der Tochter einer Holocaustüberlebende. Sie erzählte ihre Geschichte, wie sie aus einem polnischen Dorf in verschiedene Konzentrationslager gebracht wurde, bis sie schließlich in Auschwitz zu den Ärzten von Doktor Mengele gelangte. Trotz allen Leid und Verbrechens gelang ihr nach Kriegsende die Reise nach Israel, wo sie mit ihrer neugeborenen Tochter schließlich in Kiryat Tiwon ein Zuhause fand.

Nach diesen Schilderungen erhielten wir dann die Möglichkeit, uns untereinander über den Vortrag aber auch unsere persönlichen Erfahrungen auszutauschen. Auch wenn man einiges in Deutschland über die NS-Vergangenheit lernt, so ist die Situation doch eine völlig andere, wenn man die jüdische Sprache spricht, jüdische Feste feiert und so Teil der jüdischen Kultur ist.

In besonderer Vielfalt und interkultureller Zusammenarbeit wurde dann zu Beginn des Holocaust-Gedenktages, der vom Abend des 11.04 bis zum Abend des 12.04 dauert, den Opfern in einer emotionalen Zeremonie gedacht. Kerzen werden angezündet und einige Bewohner von Kfar Tikva, darunter besonders diejenigen, die vergangenes Jahr Auschwitz und das Warschauer Ghetto besuchten, berichten und sprechen Psalme.

Am darauffolgenden Tag ertönt in ganz Israel um 10 Uhr eine zweiminütige Sirene, die den Alltag wie der Holocaust die jüdische Kultur schmerzhaft schneidet.

Auch diese einzigartige Erfahrung ist Teil der Zusammenarbeit von Deutschen und Israelis, von Christen und Juden hier in Kfar Tikva.

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